Kann Wut auch zu Mut animieren?
- rebeccakalina
- 10. Okt. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Jan.
Ich bin wütend. Unglaublich wütend. Ich bin wütend über sie, die ihren Scheiss auf andere projizieren. Ich bin wütend über die, die nur sich selbst sehen. Ich bin wütend über sie, die ihre ihren Scheiss als Ehrlichkeit tarnen. Ich bin wütend über ihre Verlogenheit. Ich bin unglaublich wütend über die Hilflosigkeit in meinem Innern.
Ich bin wütend, dass ich tagtäglich mit dem Scheiss anderer konfrontiert werde, der absolut gar nichts mit mir zu tun hat. Ich bin wütend, dass manche glauben, dass sie ihre schlechte Laune an mir auslassen können. Ich bin wütend, dass sie nicht zuerst vor ihrer eigenen Haustür kehren. Ich bin wütend, dass scheinbar jeder Idiot seine Meinung ungefragt platzieren kann und dann dies als Ehrlichkeit und ihr gutes Recht verkaufen.
Ich bin wütend, dass ich lange glaubte, immer anständig und freundlich sein zu müssen. Ich bin wütend, dass ich so oft geschwiegen habe, obwohl ich innerlich schrie. Ich bin wütend, dass enttarnte Lügner sich als Opfer darstellen. Ich bin wütend, dass das Leben immer wieder meine innere Stärke herausfordert. Ich bin wütend, dass ich glaube immer stark sein zu müssen. Ich bin wütend, dass ich oft die Einzige bin, die sich traut, den Mund aufzumachen. Ich bin wütend, dass mein Drang gegen Ungerechtigkeit aufzustehen, mich ins gesellschaftliche Aus befördert. Ich bin wütend, dass ich in der Öffentlichkeit keine Unterstützung erhalte. Ich bin wütend, dass die gleichen Leute, die öffentlich geschwiegen haben, später zugeben, derselben Meinung gewesen zu sein. Ich bin wütend, dass sich nicht mehr trauen den Mund aufzumachen. Ich bin wütend über ihre Scheinheiligkeit und ihr Versteckspiel.
Hilft die Wut vielleicht auch mutig zu sein?
Ich bin wütend, dass so wenige etwas von Moral und Werten halten. Ich bin wütend, dass ich mir nicht mehr erlaube, wütend zu sein. Ich bin wütend, dass mir früher oft der Mut fehlte, auszusprechen, was ich denke. Ich bin wütend auf den weissen alten Mann. Ich bin wütend auf Typen, die denken sie müssten uns Frauen die Welt erklären. Ich bin wütend auf die Frauen, die sich nicht trauen aufzustehen. Ich bin wütend, dass die Ungerechtigkeit nie aufzuhören scheint. Ich bin wütend, dass ich mich zu oft hab täuschen lassen. Ich bin wütend, zu oft auf meinen Kopf und nicht auf mein Bauchgefühl gehört zu haben. Ich bin wütend, dass nicht jeder seine Rechnung zu bekommen scheint. Ich bin wütend, dass sich das Karma öfters zu lange Zeit lässt.
Ich bin wütend, dass ich oft nichts dagegen tun kann. Ich bin wütend, dass meine Versuche die Wahrheit zu sprechen, sich negativ auf mich auswirken. Ich bin wütend, dass ich immer erst im Nachhinein recht bekomme. Ich bin wütend, dass ich nicht gehört werde. Ich bin wütend, dass ich glaube, immer noch zu wenig zu bewirken. Ich bin wütend, ganz oft allein dazustehen. Ich bin wütend, dass wir in Systemen feststecken, die zwar vielen schaden, jedoch ihre Daseinsberechtigung daraus ziehen, dass sie schon immer da waren. Ich bin wütend über ihre Unfähigkeit einen freundlichen Umgang miteinander zu pflegen. Ich bin unglaublich wütend, dass viele nur jammern, ohne die Bereitschaft etwas zu ändern.
Ich bin wütend über die Ich-fixierte Gesellschaft. Ich bin wütend, dass manche glauben, dass sie aus Prinzip recht haben. Ich bin wütend, dass ich glaube den Mund halten zu müssen. Ich bin wütend, dass es normal ist, Dinge unter den Tisch fallen zu lassen. Ich bin wütend, dass Täter zu Opfern gemacht werden. Ich bin wütend, dass es nicht mehr on vogue ist, wütend zu sein. Ich bin wütend, dass mein Drang gegen Ungerechtigkeit aufzustehen, als streitlustig abgetan wird. Ich bin wütend, dass sie urteilen, ohne die ganze Geschichte zu kennen. Ich bin wütend über ihre Arroganz und den Glauben, dies nicht zu müssen. Ich bin wütend, dass wir uns scheinbar in allem weiterentwickeln, nur eben nicht in der Menschlichkeit. Ich bin wütend, dass sie glauben, die Welt dreht sich nur um sie. Ich bin wütend über ihre Fähigkeit vor der Wahrheit die Augen zu verschliessen.
Ich bin wütend über meine Unfähigkeit, mich aus all dem rauszuziehen. Ich bin wütend über die Systeme, die unsere Gesellschaft regieren und leiten. Ich bin wütend, dass alles nicht Systemkonforme niedergemacht wird. Ich bin wütend, dass das Anders sein immer noch verurteilt wird.
Ich bin wütend, dass wir von Inklusion sprechen, anstatt mit der Ausgrenzung aufzuhören.
Ich bin wütend, dass alles möglich ist und so die Türen, offener als je zuvor, für das Böse stehen. Ich bin wütend, dass Unverschämtheiten als Meinung deklariert wird. Ich bin wütend, dass jeder eine Meinung haben darf und die immer eine Berechtigung haben soll. Ich bin wütend, dass scheinbar Moral, Anstand und Verantwortungsbewusstsein aus der Mode gekommen sind. Ich bin wütend, dass dies scheinbar niemanden zu stören scheint.
Ich bin wütend, dass die verpfuschte Kindheit heute Ausrede für alles ist. Ich bin wütend, dass psychische Krankheiten zwar modern geworden sind, jedoch immer noch nicht akzeptiert. Ich bin wütend, dass Betrug und Lügen als Kleinigkeiten abgetan werden. Ich bin wütend, dass es scheinbar keine ehrlichen Beziehungen mehr zu geben scheint. Ich bin wütend, dass es normal ist sich im Internet als Held zu präsentieren und im echten Leben so zu versagen. Ich bin wütend, dass der Schein mehr zählt als das Sein. Ich bin wütend darüber, dass sie es scheinbar wissen, ohne dagegen etwas zu tun. Ich bin wütend, dass das Geld unsere Welt reagiert. Ich bin wütend, dass der Eigennutz im täglichen Tun am wichtigsten scheint. Ich bin wütend, dass das miteinander dem gegeneinander Platz macht. Ich bin wütend, dass die Masken nicht endlich fallen. Ich bin wütend, das Gefühl zu haben, nichts dagegen zu können.
Mit Wut ist es so eine Sache. Unausgesprochen ist sie wie die Glut im Lagerfeuer. Wenn kein Holz mehr da ist, wird die Flamme kleiner und irgendwann bleibt nur noch die Glut. Sie glimmt vor sich hin und entwickelt eine unglaubliche Hitze. Ein Funken reicht und das Feuer ist wieder entzündet und lodert lichterloh. Man könnte sagen, es hält einem warm. Jedoch hält es einem auch davon ab weiterzuziehen. Die Wut ist fast so mächtig die der Mut, ausgesprochen verliert sich jedoch an Macht. Die Wut kann ausbrennen und verrauchen.
Wandeln wir Wut in Mut um und stehen auf. Stehen auf gegen Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit. Stehen wir auf für die, denen der Mut fehlt. Stehen wir auf, für diejenigen die es nicht schaffen aus der Wut – Mut zu kreieren.
Vielleicht erinnert Ihr euch, aus was der Legende nach Phoenix entsprang! ;)
Und by the way – der Name Mutbürgerin entstand, da ich fand, man müsse wieder mutiger sein und auch der Wut einen Platz einräumen. Sonst gibt es ja bekanntlich Magengeschwüre. Also auf – lasst uns die Wut nutzen und mutig sein und sie nicht als Übel abtun.
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